Der unvergleiche Sonny Chiba konnte nicht nur dreckiges Streetfighting in seinem direkten und äußerst brutalen Karatestil, sondern war gerade im Anschluss an diese Filme ab Ende der 70er-Jahre auch häufiger als Schwertkämpfer unterwegs. In dem actionreichen Historien-Abenteuer SHOGUN’S NINJA sollte aber nicht der große Chiba im Mittelpunkt stehen, sondern der gerade 20-jährige Hiroyuki Sanada, der schon in den 80ern in Japan zum Star wurde, bevor er mit den originalen RING-Filmen auch im Westen Bekanntheit erlangte hatte und verschiedene Rollenangebote in Serien (HELIX, THE LAST SHIP) wie auch großen Kinofilmen (SUNSHINE, 47 RONIN) erhalten hat. Gerade ist er ja auch in der Neuauflage der Videospielverfilmung MORTAL KOMBAT zu sehen und demnächst in Zack Snyders ARMY OF THE DEAD auf Netflix. Aber genug der Abschweifungen, kommen wir zum vorliegenden Film.
Ninjas gegen Samurais – Intrigen und Rache im alten Japan
Als kleiner Junge musste Takamura Momochi (Hiroyuki Sanada) mit ansehen, wie sein Vater von General Shogen (Sonny Chiba) und seinen Schergen hinterhältig ermordet wurde. Im Auftrag des Landesfürsten Hideyoshi (Asao Kioke) sollte der Feldherr den Clan der Momochi auslöschen, um dessen Macht zu stärken. Takamura kann jedoch in das chinesische Exil gerettet werden, wo er zu einem flinken Kämpfer heranwächst und die Chinesin Ai-Lian (Etsuko Shihomi) kennenlernt. Als junger Mann zieht es den rachedurstigen Takamura mit seinen Vettern wieder in die alte Heimat. Hier trifft er auf seine Cousine Otsu (Yuki Ninagawa), die unter ihrem Ziehvater Hattori Hanzo (Isao Natsuyagi) aufgewachsen ist und sich dessen Clan verpflichtet sieht. Natürlich bleibt die Rückkehr Takamuras auch nicht Shogen unbemerkt. Der General agiert inzwischen eigenmächtig, da der alte, kränkelnde Landesfürst sein Quartier nicht mehr verlässt. Er hat es auf eine geheime Goldmine abgesehen, auf die sich der Einfluss des Momochi-Clans gründete. Auch Hattori Hanzo würde gerne die Lage der Mine in Erfahrung bringen, die auf einer Karte an den Griffen der Momochi-Schwerter verzeichnet ist, die man im Besitz des jungen Stammhalters wähnt. Also schickt Hanzo nun Otsu zu Takamura, um ihn zu verführen und die Schwerter zu entwenden…
Ich hatte im Vorfeld irgendwo mal gelesen, dass SHOGUN’S NINJA eine recht komplizierte Angelegenheit sein soll. Das mag vielleicht auf die alte deutsche Videofassung zutreffen, der mehr als 20 Minuten an Handlung fehlten (allerdings scheinen mir die meisten der untertitelten Passagen der mir vorliegenden Uncut-Fassung nicht für das Verständnis unumgänglich, aber ich stehe ja auch nur unter dem Eindruck derer), allerdings erschien mir die Plotte dieses Stücks um Rache und Intrigen eigentlich ziemlich gut verständlich. Insgesamt gestaltet sich die Figurenkonstellation bei im Endeffekt nur drei Fraktionen (Momochi, Hanzo, Shogen – der Fürst spielt eigentlich später selbst gar keine Rolle mehr) noch ziemlich übersichtlich. Das Drehbuch nimmt sich sogar ausgenommen viel Zeit, um die Verhältnisse nach der Rückkehr Takamuras nach Japan zu etablieren.
Auch wenn die Handlung selbst an einigen Stellen mal durchaus hängen bleibt, legt der Film an sich ein erstaunliches Tempo vor. Das spricht eindeutig für die Inszenierung von Regisseur Noribumi Suzuki (THE KILLING MACHINE, EXZESSE IM FOLTERKELLER, DIAMANTENAUGE), der die einzelnen Szenen abwechslungsreich gestaltet und so das Interesse hoch hält, selbst wenn es mal nicht gleich weiter geht im Text. Hingegen zu den chinesischen Wuxia-Abenteuern dieser Zeit kann man SHOGUN’S NINJA fast schon als bodenständig bezeichnen, nur selten bestimmen übermenschliche Fähigkeiten die Action. Das steigert sich zwar im Laufe des Films, was aber auch der eher konventionellen Dramaturgie dieses Zwei-Fronten-Kampfes geschuldet ist. Wenn nämlich der Zeitpunkt gekommen ist, an dem Takamura schmerzlich feststellen muss, dass er zu unerfahren und schwach ist, um gegen Shogen zu bestehen, und Hanzo im Besitz des Schwertes kommt, das nur eine Hälfte der gesuchten Karte enthält, taucht ein alter Freund der Familie auf, der diese Fragen klärt und auch Takamuras Ausbildung abschließt. Das hat man nicht sehr elegant gelöst, bleibt aber nicht die einzige Schlampigkeit des Drehbuchs.
Denn das Potenzial der beiden Frauenfiguren, auf der einen Seite Chinesin Ai-Lian, auf der anderen Cousine Otsu, wird genauso sträflich verschenkt. Stellt nämlich letztere als diejenige, die unglücklich zwischen den Fronten steht, noch einen wichtigen Bestandteil der Handlung dar, taucht die chinesische Kung-Fu Kämpferin erst zum Ende wieder auf, um ihren Freund in der letzten Schlacht zu unterstützen. Auf einen netten Zickenkrieg oder mitreißendes Drama eines Mannes zwischen zwei Frauen wartet man hier vergeblich. Auch die Rolle von Sonny Chiba als General Shogen bleibt über die Zeit etwas unterentwickelt, obwohl er immer wieder mal Präsenz zeigt. Der damals 41-jährige Actionstar schaut zumeist grimmig in die Gegend und darf nur selten zupacken. Doch wenn er das darf, dann tut das weh, einmal geht sein stahlharter Griff direkt ins Gemächt Sanadas. Ein wahrlich unangenehmer Anblick.
Wie schon erwähnt, ist Suzukis Inszenierung dynamisch genug, um Durststrecken der Handlung locker zu übertünchen. Außerdem streut der Film seine Actionszenen, zumeist eher kurze Scharmützel, recht pünktlich alle zehn Minuten mal ein, wodurch Langeweile von vornherein negiert wird. Es wird gepuncht, gekickt und auch gerne mal mit Schwertern geklirrt, genauso kommen auch allerlei andere Hieb- und Stichwaffen zum Einsatz. Eine nette Idee sind die Ninja-Kämpfer des Hattori Hanzo (es ist nicht der einzige Film, in dem der Charakter auftaucht, zudem spielte ihn Sonny Chiba in verschiedenen TV-Serien, weswegen Quentin Tarantino ihn auch in KILL BILL einbaute), die vorwiegend von den Baumwipfeln aus kämpfen. Das Blut spritzt natürlich hier und da, es gibt auch eine Handvoll recht brutaler Szenen, doch die scheinbar immer noch bestehende Indizierung ist natürlich ein Witz, heutzutage wäre der wohl doch eher schon ab 16 Jahren freigegeben. Für Martial Arts Fans ist SHOGUN’S NINJA sicherlich lohnenswert, auch wenn man dem “Ninja” im Titel nicht allzu große Bedeutung zumessen sollte. Denn mit dem, was man im Westen Ninjafilm nennt, hat das nicht so sehr viel zu tun. Die Fights sind mehr als ordentlich choreographiert, wenn auch manchmal etwas sehr kurz, dafür halten sie die Kurzweil hoch, weswegen die zwei Stunden, die der Film läuft, auch recht schnell um sind. Gesondert erwähnt sei hier das schmachtend-fetzige Titellied, das gerne mal anklingt, wobei die Musikauswahl für solch einen Jidai-geki/Chanbara etwas zu modern anmutet (sollte sich in den 80ern dann aber auch in breiter Front durchsetzen). Muss man nicht mögen, tut dem Spaß aber auch keinen Abbruch. Ich mag den, ich kann den auch empfehlen.
Die DVDs und Blu-rays aus dem Hause NEW Entertainment World (Bootlegs?) beinhalten den Film in mittelmäßiger Bild- (DVD mit Ghosting, Blu-ray mit Unschärfen) und Tonqualität (deutscher Ton teils etwas blechern), aber zumindest ungeschnitten, wobei die ehemals geschnittenen Handlungsszenen im O-Ton belassen wurden (Untertitel gibt es optional nur für den ganzen Film). Zum einen wäre eine neue Veröffentlichung, lizenziert und in besserer Qualität, durchaus wünschenswert, besonders schade finde ich allerdings, dass man nicht noch die alte, deutsche Fassung mit auf etwa den Blaustrahl gepackt hat, das hätte ich mich schon interessiert, wie die Fassung heute wirken würde. Wer die Scheiben sucht, sollte noch ohne Probleme fündig werden. Die DVDs und Blu-rays aus den USA dürften wohl, abgesehen von der nicht vorhandenen deutschen Tonspur, mit den deutschen Ausgaben identisch sein (aber dafür vielleicht legal, doch da kann man sich in den Staaten auch nicht immer sicher sein).
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