Dragon Princess (1976)

In DRAGON PRINCESS folgt die Handlung der bekannten Maxime “wenn zwei sich streiten, rächt sich der dritte”. Oder eher gesagt “die dritte”. Aber da drückt Sonny Chiba dieses Mal ein Auge zu und überlässt seiner Protégée Etsuko Shihomi.

Handlung

Karate-Meister Kazuma Higaki (Sonny Chiba) steht in Konkurrenz mit Meister Hirunobu Nikaido (Bin Hamatsu) um einen lukrativen Auftrag der New Yorker Polizei. Der linkische Nikaido lockt Higaki darauf in einen Hinterhalt, wo er ihm mit seinen besten Schülern Saures gibt. Doch der aufrechte Kämpfer leistet heftigen Widerstand, kann einen seiner Gegner verstümmeln, bevor ihn ein Messer ins Auge trifft. Nikaido lässt ihn aus Respekt am Leben. Higaki führt fortan ein zurückgezogenes, alkoholgetränktes Leben und bildet seine Tochter Yumi (Etsumo Hitomi) in seiner Kampfkunst aus. Er ist ein unerbittlicher Lehrer und fordert ihr schließlich am Totenbett das Versprechen ab, ihn zu rächen. Als Nikaido für einen Geschäftsmann ein prestigeträchtiges Karate-Turnier veranstalten soll, sieht sie ihre Chance gekommen…

Besprechung

Die Story von DRAGON PRINCESS ist zugegebenermaßen reichlich dünn, eine simpel gehaltene Rache-Geschichte um eine Kampfsport-erprobte Tochter, die die Bürde trägt, ihren Vater rächen zu müssen. Gerade im ersten Drittel handelt das Skript dies ziemlich nach Schema F ab: Higaki wird gedemütigt, wodurch er ein Auge verliert (ein Angreifer dafür seinen Arm). Folgend drillt er seine Tochter Yumi einzig darauf, gut genug zu sein, um ihn später rächen zu können. Natürlich hasst sie ihr entbehrungsreiches Leben, natürlich züchtigt er sie mit Gewalt. Das ist zwar in nur wenigen Szenen abgehandelt, aber erweist sich als relativ zäh, da die Geschichte hier einfach keine Ablenkung zulässt. Ein wenig ergeht es dem Zuschauer also wie Yumi, was jedoch nicht zur Identifikation beiträgt. Dennoch ist dies nach zehn Minute abgehakt und Chiba nimmt als Kazuma, als Filmvater und als Mentor Yumi/Shihomi auf dem Totenbett das Versprechen ab, nach Tokio zurückzukehren und es Nikaido heimzuzahlen.

Während man sich schon anfangs nicht des Eindrucks verwähren kann, dass der Kameramann bewegte Bilder mit wilden Schwenks und schnellen Zooms verwechselt, beweist Sonny Chiba in diesen wenigen Minuten seine unheimliche, vor allem körperliche Präsenz. Man vermisst ihn schon, kaum dass er weg ist. Doch dann tritt Etsuko Shihomi aus seinem Schatten heraus, wie schon in anderen Filmen davor. Kaum in Tokio angekommen, mischt sich auch schon das Dojo von Nikaido auf. Nebenher legt sie sich in der Stadt auch mit einigen Yakuza an, doch dieser Nebenplot wird irgendwann fallengelassen. Als wir uns dann dem Turnier nähern, will die dunkle Seite des Kampfsports nichts dem Zufall überlassen: Nikaido schickt seine besten Schüler aus, nach Hokkaido, nach Arabien, sogar nach Südamerika, um die gefährlichsten Konkurrenten schon im Vorfeld auszuschalten.

Altbackene Klischees …

Als hartherziger Vater ist Sonny Chiba in seiner Rolle wieder recht nahe an den Antihelden, die er ansonsten verkörperte. Mit Shihomi als Tochter, die ihr Leben hasst, gibt es sogar einen schönen Gegenpol dazu. Allerdings macht der Film hier nichts draus. Es mutet sogar etwas komisch an, dass sie mit dem Tod des Vaters gleich eine 180°-Wende vollzieht, fortan nur noch auf Rache gebürstet ist. Auch wenn Etsuko Shihomi als kick-ass Heldin immer einen hervorragenden Eindruck machte, kamen die Autoren wieder einmal nicht drum herum, ihr trotzdem im letzten Drittel einen männlichen Helden zur Seite zu stellen. Dieser darf ihr dann einmal den Arsch retten und mit ihr dann einen Teil des Finales bestreiten. So war es schon bei SISTER STREET FIGHTER, aber auch in anderen Filmen wie RICA aus dem Hause Toho fand diese Formel Anwendung.

… und harte Action

Abgesehen von der manchmal etwas merkwürdig anmutenden Kameraführung (was zu der Zeit aber auch keine Seltenheit war), bewegen sich die Kämpfe auf einen guten Niveau. Sie sind zwar meist etwas kurz geraten, dafür bringen die Morde an den ausländischen Kämpfern ein wenig Würze rein. DRAGON PRINCESS ist, trotz abgerissener Arme und einem ausgestochenem Auge, nicht ganz so hart wie frühere Chiba-Filme. Das sollte aber i.A. kein Ausschlusskriterium sein. Der Karate-Fan wird ansprechend bedient, die Darsteller sind allesamt gut ausgebildet Martial Artists.

Fazit

In Deutschland ist dieses Shihomi/Chiba-Feature leider nie erschienen, auch europäische Releases sind rar gesät. Es gibt den Film auf einigen Double Features und Compilations aus den USA. Enthalten ist hier die US-Kinofassung, die ein wenig umgeschnitten und umgedichtet wurde, was einige Ungereimtheiten zur Folge hat. Da DRAGON PRINCESS nun alles andere als story-driven ist, stellt das keinen Stolperstein dar. Alles in allem ist es kein Must-See, doch die 80 Minuten Lauflänge gehen angenehm schnell um. Fans von Sonny Chiba und Etsuko Shihomi können sowieso bedenkenlos zugreifen, auch wenn dies einer ihrer schwächeren Filme ist. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß damit.

OFDb / IMDb

Author: Thomas Hortian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert