Mr. No Legs (1978)

Die alten Grindhouse-Filme der 70er sind ja so ein bisschen hit or miss, weil sie eben meistens qualitativ genau dazwischen liegen. Hört sich schizophren an? Das liegt eben daran, dass sich in den billig produzierten Filmen oftmals Filmemacher aller Couleur austoben konnten, die es in der Traumfabrik Hollywood niemals geschafft hätten. Dabei kamen dann häufig im Ansatz interessante Geschichten oder einige krude Einfälle herum, sodass eine Sichtung solcher Filme immer einer Wundertüte gleicht. Also, wie schon erwähnt, billig, meist effektheischerisch, aber auch für manche Überraschung gut. Ob einem der Film dann gefällt, liegt nicht selten daran, ob man bereit ist, für die interessanten Sachen die in vielen Fällen offensichtlichen Defizite in Pacing, Schauspiel oder Set-Design hinzunehmen. MR. NO LEGS ist einer davon.

Mr. No Legs (Ricou Browning, 1978)

Als er seine Schwester im Leichenhaus besuchen muss, ermittelt Cop Chuck (Richard Jaeckel) auf eigenen Faust und kommt dabei den im Rollstuhl sitzenden Drogenhändler Mr. No Legs (Ted Vollrath) auf die Spur…

Eigentlich gibt es hier alles, was das Grindhouse-Herz begehrt. Doch MR. NO LEGS (aka ZIGARREN WERDEN NACHTS GEROLLT oder GUN FIGHTER) macht es einem nicht einfach. Der beinlose Gangster mit seinem Flinten-bestückten Rollstuhl ist natürlich cool shit. Dazu beherrscht er noch das No-Leg Kung-Fu. Tatsächlich geht Darsteller Ted Vollrath, der seine Beine 1952 im Korea-Krieg verlor, voll in der Rolle auf. Seine Action-Szenen sind die Highlights des Films.

Auf der Habenseite können wir auch die Besetzung von Lloyd Bochner (POINT BLANK, THE DUNWHICH HORROR) und John Agar (TARANTULA, DIE AUGEN DES SATANS), sowie eine lange Verfolgungsjagd im Finale verbuchen. Dazwischen offenbart sich aber immer wieder Leerlauf. Der Film strapaziert viele Szenen über Gebühr, um auf ein Laufzeit von anderthalb Stunden zu kommen. Auch scheint Hauptdarsteller Richard Jaeckel (MAKO DIE BESTIE, PANIK IN DER SIERRA NOVA) nicht wirklich Lust auf den Film gehabt zu haben. Er rattert zumeist seine Dialogzeilen im Autopiloten herunter.

Für mich ist das insgesamt noch durchaus okay, ich fühlte mich solide unterhalten. Natürlich ist MR. NO LEGS kein Film für Jederman. Dafür schleicht sich zu oft der Schlendrian ein und es wird immer wieder Zeit geschunden. Keine Perle, aber für Grindhouse-Fans durchaus interessant. Das wäre doch bspw. ein passender Abschluss für die Grindhouse Collection Vol. 2 von Subkultur Entertainment. Auf Deutsch ist MR. NO LEGS bisher nur als VHS erhältlich. In den USA gibt es bereits seit 2016 zum 40. Jubiläum des Films eine Blu-ray.

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Author: Thomas Hortian

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