Boss Level (2021)

Ich lass mich ja ungern auf irgendwelche Hypes ein, denn meist steckt nicht viel mehr als heiße Luft dahinter. Aber die Idee zu BOSS LEVEL fand ich vielleicht nicht innovativ und erfrischend, aber zumindest interessant. Tatsächlich wurde ich in diesem Fall nicht enttäuscht.

Frank Grillo kämpft gegen alles, nur nicht gegen die Zeit

Ex-Soldat Roy (Frank Grillo) steckt in einer Zeitschleife. Den ganzen lieben, langen Tag trachten ihm Killer nach dem Leben, doch er erwacht immer an dem selben Morgen wieder in seinem Bett. Er kennt die Abfolge der Anschläge inzwischen auswendig und kann den meisten davon ausweichen. Doch egal, was er versucht, um 12:47 Uhr ist er tot. Deswegen versucht er seit einiger Zeit nur noch, bis in seine Stammkneipe zu kommen, um seinem Tod entgegen zu trinken und sich dort die immer gleichen Stories anzuhören. Bevor dies geschah, hatte er eigentlich auf einen neuen Job gehofft, den ihm seine Ex Jemma (Naomi Watts) vermitteln sollte. Sie arbeitete in einem Labor unter der Leitung des Colonels (Mel Gibson) an einer streng geheimen Sache.

Doch nun ist sie tot, ermordet von den gleichen Leuten, die auch ihn unter der Erde sehen wollen. Doch nach etlichen Toden erinnert er sich plötzlich an etwas, dass sie ihn am Vortag gesagt hatte. Dieser Hinweis führt ihn zu ihrem gemeinsamen Sohn Joe (Franks echter Sohn Rio Grillo), der nicht weiß, dass Roy sein Vater ist. Durch die Zeit mit ihm schöpft Roy wieder Hoffnung und sucht nach einem Weg, Jemma zu rächen und der Zeitschleife zu entkommen…

Der Film beginnt, dem Titel entsprechend, mit einer Anspielung auf Videospiele und zwar in einem Charakterauswahlmenü, dass einem Fighting Game ala STREET FIGHTER II entsprungen scheint. Zwischen den Toden unseres Helden erscheinen Einblendungen über die Anzahl der Versuche. Und natürlich kann man die Videospiel-Assoziation in der Weise verstehen, dass Roy in einem schweren Videospiel festhängt und nun immer wieder üben muss, neue Strategien entwickeln, um es zu meistern. Allerdings kam es mir so vor, als ob man damit viel eher die Nähe zum Klassiker … UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER mit Bill Murray und Andie McDowell verschleiern soll. Denn auch dort muss Murray sich entwickeln, einen Weg finden, der sich wiederholenden Routine zu entkommen. Wo Murray sich als Tänzer übt, Sprachen erlernt, lässt sich Grillo zum meisterhaften Schwertkämpfer ausbilden, um eine schwere Gegnerin zu schlagen.

Rein erzählerisch reißt sich BOSS LEVEL aber auch kein Bein aus, die gradlinigen Bahnen seiner dünnen Geschichte irgendwann einmal zu verlassen. Nach einem fulminanten Start drosselt Joe Carnahan nach 10 Minuten das Tempo und widmet sich dem Geschehen in der Kneipe, um den Gemütszustand von Roy zu erfassen. Danach folgt dann auch noch Exposition in Form einer Rückblende, das ist nicht sehr elegant, schon gar nicht aufregend. Allerdings bekommt der Film recht schnell wieder die Kurve, denn die Begegnung mit Joe schanzt dem Charakterschwein Roy die nötigen Sympathien zu, um fortan an seiner Seite mitfiebern zu können. Ich bin ansonsten kein Fan solch kitschiger Gefühlsduselein, aber hier funktioniert das auf seine einfache Art ziemlich gut.

Daneben knallt einen Carnahan einige schnittige Action-Szenen um die Ohren, die, dem Prinzip der Schleife geschuldet, sich zwar des Öfteren mal wiederholen, aber immer wieder variiert werden. Er macht dies geschickt genug, dass man regelrecht darauf gespannt ist, welches Detail sich bei der nächsten Wiederholung verändert hat. Das macht zweifelsohne eine zeitlang viel Spaß, vor allem da das Ganze ziemlich blutig daherkommt und mit makabrem Humor unterlegt ist. Vor allem Einsprengsel wie ein Best-of der Todesarten sind schon eine lustige Sache. Auch wenn dies bis zum Ende nicht wirklich ermüdet, fehlt dem Film im dritten Akt eine plötzliche Wendung, die den Bösewicht zu einer echten Gefahr werden lässt. Durch die unendlichen Versuche scheint das Ende von Mel Gibson sowieso unausweichlich. Das hinterlässt am Ende einen leicht schalen Nachgeschmack, das hätte man besser lösen können.

Sei es, wie es ist, dennoch macht BOSS LEVEL über weite Strecken mächtig Laune. Dass die CGI für einen 45-Millionen-Dollar-Film teils lächerlich billig wirken, geschenkt. Dass Mel Gibson, bis auf zwei Monologe, kaum Raum zur Entfaltung bekommt, da seine Figur gerade mal eindimensional gezeichnet ist, ist schade. Aber der sympathische Frank Grillo, die fettfreie, teils sehr geschickte Inszenierung und die augenzwinkernde Leichtigkeit des Geschehens machen das locker wieder wett. Der Film ist sicherlich kein Instant Classic, aber für einen Abend guter Unterhaltung ist er allemal gut.

Author: Thomas Hortian

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