Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies (1979)

Ja, wir sind noch nicht durch mit den Lieblingsfilmen vom Stiefel, denn ich bin ja erst jetzt bei Lucio Fulci und speziell WOODOO – SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES angekommen. Obwohl er auch in seinen früheren Filmen noch nie zimperlich mit dem menschlichen Körper umgesprungen ist, läutete dieser Film die kurze, aber sehr fruchtbare Phase seines Schaffens in den Untiefen des Splatterfilms ein, mit dem man ihn seitdem vornehmlich asoziiert.

Augen auf! Hier gibt es Zombies, die mit Haien kämpfen!

Ich hatte mich schon 2018 relativ ausführlich mit dem Film auf Evil Ed beschäftigt. Damals ging es um Filme für die berühmte einsame Insel, und dafür eignet sich WOODOO – SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES natürlich wunderbar. Wie allgemein bekannt, wollten sich die Italiener in weiser Voraussicht an George A. Romeros ZOMBIE ranhängen, der gerade im Begriff war, seinen Siegeszug um den Erdball anzutreten (alleine in Deutschland mehr als 3 Millionen Kinobesucher). Man engagierte Lucio Fulci (Enzo G. Castellari war eigentlich erste Wahl), um einen Zombiefilm zu drehen, den man zeitnah in die Lichtschauspielhäuser bringen konnte.

Fulcis Film schließt dabei in einigen Szenen in New York an Romeros Film an, stimmt damit quasi den Beginn der Zombie-Seuche an. Doch im Gegensatz zu dem Vorbild gab sich ZOMBI 2, wie er in Italien hieß, eher altmodisch. Die Quelle der Zombies wurde in der Karibik verortet, wo Anne (Tisa Farrow) und Reporter Peter (Ian McCulloch) nach Annes verschwundenen Vater suchen. Um zur Insel Matool überzusetzen, tut man sich mit den Urlaubern Brian (Al Cliver) und Susan (Auretta Gay) zusammen. Schon auf dem Meer punktet der Film mit einem echten Hai-light (gnihi), nämliche einem Unterwasser-Duell zwischen einem Zombie und einem Hai; das muss man gesehen haben, um es zu glauben!

Auf Matool beschäftigt sich Dr. Manard (Richard Johnson, der angeblich fast mal Bond geworden wäre) mit dem Problem der sich wieder erhebenden Toten, allerdings ohne einen Durchbruch zu erzielen. Die Zombies hingegen erlangen in seiner Abwesenheit einen Durchbruch an der Tür seines Forschungslabors, das in einer alten Kirche untergebracht ist. Sehr zu Leidwesen von seiner Frau Paola (Olga Karlatos), die laut schreiend einen fiesen Holzsplitter näher in Augenschein nehmen darf, als ihr lieb ist. Der hier angewandte Effekt-Shot gehört immer noch zum besten, was die italienische Effekt-Schmiede zu der Zeit hervorgebracht hat. Sowieso sehen die Make-up F/X größtenteils weit besser und vor allem abwechslungsreicher aus als bei Romeros Vorbild, ein Verdienst des erst kürzlich verstorbenen Gianetto De Rossi.

Rein atmosphärisch spielt WOODOO – SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES unter den europäischen Vertretern dieses Subgenre eindeutig in einer ganz eigenen Liga. In der paradiesischen Karibik, zu Sonne und Urlaubsklängen bahnt sich das willenlose Böse seinen Weg. Oft genug schlägt die Idylle um ein Schreckensszenario, das von einem furchteinflößenden Score von Fabio Frizzi begleitet wird. Dazu kommt, dass das Skript von Dardano Sacchetti sehr action-orientiert angelegt war. Es gibt alle paar Minuten an den verschiedenen Handlungsorten ein Treffen mit den untoten Schlurfis, und das Finale in der brennenden Kirche ist einfach nur umwerfend. So muss das, und nicht anders!

In Deutschland lief der Film etwas zurechtgestutzt 1979 in den Kinos, während die erste VHS von Marketing als Verleihfassung in den Gore-Szenen ungeschnitten war. Indiziert wurde diese schon 1982, doch die Beschlagnahme des Films dauerte noch 1996, als eine japanische Laserdisk ihren Weg zum AG Tiergarten fand. Eine Rehabilitierung des Werks steht, im Gegensatz zu Romeros Vorbild, leider noch aus. Dennoch ist Lucio Fulcis erster richtiger Gore-Film zurecht ein Klassiker, zu dem ich immer wieder gerne zurückkehren mag. Ohne den Erfolg dieses Films wären andere Zombiefilme vom Stiefel wohl kaum denkbar gewesen, ob Matteis DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN, Lenzis GROSSANGRIFF DER ZOMBIES oder Fulcis eigene, an Lovecraft angelehnte, “Gates of Hell”-Trilogie. Und das, so unter Fans gesagt, wäre doch mehr als schade gewesen.

Author: Thomas Hortian

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