The Chinese Boxer (1970)

Mit WANG YU – SEIN SCHLAG WAR TÖDLICH aka THE CHINESE BOXER gab der Superstar 1970 sein Regiedebüt und setzte auch hier schon eine deutliche Duftmarke.

Handlung

Als sein ehemaliger Schüler Diao-Erh (Chiu Hung) in seiner Schule auftaucht und Ärger macht, erteilt ihm Meister Li Chun-Hai (Fang Mien) eine Lektion. Doch er kehrt einen Monat später mit drei Karate-Meistern, Tanaka (Wang Chung), Ishihara (Chen Hsing) und Kita (Lo Lieh) zurück, die in der Schule ein Blutbad anrichten, dass nur Lei Ming (Wang Yu) überlebt. Er wird von seiner Verlobten Li Hsiao (Wang Ping) gesund gepflegt und trainiert fortan hart, um Rache zu üben…

Besprechung

Wang Yus erste Regie-Arbeit THE CHINESE BOXER entstand noch für die Shaw Brothers Studios. Doch schon hier merkt man ihm sein Bemühen an, möglichst viele Kampfstile einzubringen und so die Choreographien abwechslungreich zu gestalten. Die Story ist schon ziemlich dünn, aber stringenter als das, was teils noch von Wang Yu kommen sollte. Es ist eine klassische Rachegeschichte, die hochkocht. Diao-Erh (ich muss bei dem Namen immer an Diarrhö denken) ist der in Ungnade gefallene Schüler, der gedemütigt wird und dafür brutal und tödlich zurückschlägt. Allerdings entpuppt er sich nach seiner ersten Niederlage als feiger Hund und holt sich Hilfe aus dem Ausland. Unter diesen Söldnern sticht Lo Lieh als Kita hervor, der seine beiden Mitstreiter befehligt und auch Diao-Erh kampfsporttechnisch als nicht gleichrangig betrachtet.

Wang Yu durchläuft dabei den typischen Zyklus: Überleben, Aufpäppeln, Trainieren und schließlich Rache üben. Das war schon damals eigentlich eher müder Standard. Auch THE CHINESE BOXER brachte hier nichts grundlegend Neues, aber der Star wusste zumindest, dass man die Geduld des Publikums nicht über Gebühr strapazieren sollte. Das Prozedere wird zum einen immer mal wieder für kleinere Scharmützel unterbrochen, in denen Lei Ming auch seine neu erworbenen Fähigkeiten praktisch anwenden darf. Zum anderen bringt er diesen Mittelteil auch ziemlich schnell hinter sich, wogegen er sich für die Einführung viel mehr Zeit lässt, wie später auch beim ONE-ARMED BOXER.

Dahin gehen, wo es weht tut

In Sachen Gewalt ging gerade Anfang der 70er bei den Shaw Brothers einiges, wie auch die damaligen Filme von Wang Yu-Förderer Chang Cheh zeigen. Der inszenierte nun sein neues Star-Duo David Chiang und Ti Lung, wie sie sich blutig durch Dutzende von Feinden schlagen und schlitzen. Hingegen zu diesen schon comichaft überzogenen Metzeleien, tut Gewalt bei THE CHINESE BOXER lange Zeit richtiggehend weh. Beim Blutbad im Dojo werden Glieder gebrochen und Blut gespuckt. Bei jedem Punch auf den Brustkorb zuckt man automatisch mit. Erst im Finale gehen mit Wang Yu dann komplett die Gäule durch. Zuerst metzelt er sich durch ein Casino und zerlegt im Schnee einige Samurai (inklusive eines netten Wurfmesser vs. Wurfsterne-Standoffs). Der Kampf zwischen ihm und dem Team Chiu Hung/Lo Lieh kennt schließlich keine Grenzen mehr. Spätestens wenn er einem Kombattanten dann die Augen rausreißt, ist es mit jedweder Ernsthaftigkeit vorbei.

Veröffentlichungen

WANG YU – SEIN SCHLAG WAR TÖDLICH war der erste Film, der 1973 nach dem neuen §131 StGB eingezogen wurde. Die massiv geschnittene Videofassung blieb später von einer Indizierung verschont.

Leider gestaltet sich die deutsche Blu-ray als wenig rühmlich. Die deutsche Tonspur ist komplett unbrauchbar, seit MiB eine Neusynchro für die Uncut-Fassung hat anfertigen lassen, denn im gleichen Zug hat man die komplette Musik gegen ausdrucksloses Synthie-Geklimper ausgetauscht (das alte Bootleg hatte noch die Original-Synchro und -Musik). Auch das Bild schaut reichlich gefiltert aus (wahrscheinlich von der japanischen Blu-ray übernommen). Da aber die O-Tonspur und englische Untertitel auf der Scheibe vorhanden sind, lässt sich das verkraften.

Die deutsche DVD von TVP bietet die alte Kino-Synchro und OmU für die alten Fehlstellen. Das Bild ist ordentlich, aber etwas sehr gefiltert und mit Problemen in der Kompression. Wer die alte Synchro haben will, wird hier trotzdem recht gut bedient. Die Blu-ray des britischen Labels 88 Films steht schon im Regal und wird dann demnächst mal abgecheckt.

Fazit

Bereits in seinem ersten Ausflug ins Regiefach konzentriert sich Jimmy Wang Yu vor allem auf die Action. Die nebenher laufende Liebesgeschichte beinhaltet lediglich Klischees und keinen ausgeprägten Spannungsbogen. Die Rachegeschichte in THE CHINESE BOXER wird flott aufbereitet und bietet immer wieder Raum für brutale Kämpfe. Für Fans sicherlich einer der besten Filme ihres Idols und für Neulinge ein passender Einstieg in seine Filmographie der 70er.

OFDb | IMDb

Author: Thomas Hortian

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