Nach dem Erfolg von harten Thrillern wie MILANO KALIBER 9 (1972) und DAS SYNDIKAT (1972) kam der Polizieschi-Zug schwer ins Rollen. In DIE GNADENLOSE HAND DES GESETZES gibt der Franzose Philippe Leroy den bärbeisigen Kommissar mit Hang zur Gewaltanwendung.
Ein mächtiges Syndikat lässt einen gut bewachten Konkurrenten in einem perfiden Anschlag durch einen eingeflogenen Killer aus dem Weg räumen. Der Attentäter ist längst wieder über den großen Teich gestartet, als Kommissar De Carmine (Philippe Leroy) mit dem Fall betraut wird. Von seinen Vorgesetzten argwöhnisch beäugt und durch die Restriktionen des Strafgesetzes frustriert, erweist sich jede neue Spur als Sackgasse. Denn der Gangster Vito Quattroni (Klaus Kinski) räumt gewissenhaft jeden Zeugen aus dem Weg. Doch es erhärtet sich der Verdacht, dass auch korrupte Polizisten in die Sache verwickelt sind. Schließlich gibt der Staatsanwalt De Carmine freie Hand, die Samthandschuhe abzulegen, um die Ermittlungen voranzutreiben…
Als erstes fragte ich mich unweigerlich, warum hier Philippe Leroy den harten Hund gibt und nicht etwa Maurizio Merli. Das soll nicht heißen, dass Leroy hier keinen guten Job macht, dennoch ähnelt DIE GNADENLOSE HAND DES GESETZES schon sehr den Filmen, die Merli kurz darauf zum Star machen sollten. Doch dessen Stern ging erst zwei Jahre später, in GEWALT RAST DURCH DIE STADT, auf. Und für einen Star des Formats Franco Nero war augenscheinlich kein Geld übrig. Denn auch wenn der Film gerade in seinen brutalen Mordszenen inszenatorisch durchaus beachtliche Akzente zu setzen weiß, merkt man ihm gerade an den billigen Sets der übrigen Spielszenen das knappe Budget durchaus an.
Regisseur und Drehbuchautor Mario Gariazzo wirft in seinem Skript angesagte Topoi auf – von den skrupellosen Handlangern, den impotenten Justizapparat und dem frustrierten Beamten bis hin zu der in die Hochfinanz vorstoßende Mafia. Allerdings findet er keinen wirklich adäquaten Weg, dass alles sinnvoll und vor allem spannend zu verknüpfen. De Carmine klappert relativ unmotiviert die einzelnen Plotpoints ab, die Dialoge offenbaren häufig nur leere Phrasen. Alles in allem bleibt aber noch genug übrig für einen zünftigen Action-Krimi der B-Klasse. Gelangweilt habe ich mich sicherlich nicht. Vor allem Kinski und Rossi können punkten, gerade wenn ein Schweißbrenner ins Spiel kommt. Aber eben auch Leroy spielt sich in dieser eher ungewohnten Rolle sichtlich nen Ast ab.
In Deutschland erschien DIE GNADENLOSE HAND DES GESETZES bisher nur auf VHS, in einigen Dialogpassagen gekürzt. Die italienische DVD von Nocturno ist leider aufgrund von Masterfehlern auch nicht gänzlich vollständig. In den USA erschien der Film als BLOODY HANDS OF THE LAW von Alpha Video, zugrunde wohl eine alte Kinorolle. Auch wenn der Film sich kaum mit den Highlights des Genres messen kann, wäre eine deutsche DVD begrüßenswert. Das ist ein kleiner, billiger Reißer, der sich dank gefälliger Mordszenen gut genug ans geneigte Publikum anbiedert.