Schöne Trainingsmontagen und tolle Choreographien – DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS ist ein beschwingter Martial-Arts-Actioner ohne großes Blutvergießen.
In einer kleinen, zweigeteilten Stadt bekämpfen sich zwei mächtige Clans. Auf der einen Seite steht Master Zhou (Ai Fei) mit seinen Schülern, ihm gegenüber provoziert der skrupellose Meng (Ku Feng) immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen. Dann intrigiert Meng gegen den ehrenhaften Kampfsportlehrer Wang Yang (Ti Lung), indem er ihm einen Mord anhängen lässt und ihn bei sich aufnimmt. Doch Wang lässt sich nicht auf das schmutzige Spiel ein und wechselt die Seiten…
Den hatte ich gar nicht mehr auf den Zettel, auch wenn er ja sogar schon im deutschen Free-TV lief. Manche bezeichnen den als eine Handkanten-Version von Leones FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR. Prinzipiell sind im Handlungsverlauf auch Parallelen zu erkennen, die aber nicht wirklich zwingend wirken. Denn Wang Yang wird halt Opfer einer Intrige, die ihn auf die Seite des Verbrechers Meng treibt. Dessen Hoffnung, dass sich der Kung-Fu-Meister nun seiner Sache unterwirft, erweist sich jedoch schnell als Fehleinschätzung. Der ist und bleibt nämlich ein grundguter Mensch und setzt sich lieber für die von Meng gepeinigten ein.
DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS ist flott inszeniert, Ti Lung lässt sein Charisma spielen, auch wenn er manchmal ein wenig naiv wirkt. Sowieso weist das Storykonstrukt faustgroße Logiklöcher auf, die stellenweise schwer zu ignorieren sind. Schon alleine der mutmaßliche Mord in aller Öffentlichkeit wirft die Frage auf, wie man die umstehenden Passanten so leicht dazu manipulieren kann, dass sie hierbei keine Notwehr sehen. Außerdem handelt es sich um eine kleine Stadt, Wang Yang sollte zumindest schon von dem Zwist zwischen Zhou und Meng gehört haben, genauso von Mengs brutalen Methoden, die Teilung der Gemeinde durchzusetzen. Und schließlich ist es auch fraglich, wie Zhou sich die ganze Zeit gegen Meng zur Wehr setzen konnte. Die Gunst des Statthalters scheint klar definierte Grenzen zu kennen und über Kämpfer, die denen des Bösewichts gewachsen sind, verfügt er schlicht nicht.
Das alles muss man schon beiseite wischen können, um sich nicht andauernd am Kopf zu kratzen. Allerdings bietet Sun Chungs lockerer Eastern eben auch kurzweilige Unterhaltung. Ti Lung und Ku Feng sprühen in ihren stereotypen Rolle vor Spielfreude. Die Action ist gut inszeniert, teils auch großartig choreographiert. Da macht das Zuschauen Spaß, da verzeiht man dem Film gerne seine Unzulänglichkeiten. Es ist dennoch schade, dass DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS sein Potenzial zu einem Klassiker derart leichtfertig verspielt. Aber gerade für Leute, die mit den martialischen Blutbädern des Genre nichts anfangen können, ist dieser Film eine Empfehlung wert.
Leider ist DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS in Deutschland digital bisher nicht einzeln veröffentlicht worden. Die einzige Möglichkeit, des Films als digitale deutsche Fassung habhaft zu werden, sind die vergriffenen Boxen von Koch Films. Das kann mitunter ein teures Vergnügen werden, auch wenn die anderen enthaltenen Film es genauso wert sind. In der Blu-ray Box befinden sich auch noch DAS UNBESIEGBARE SCHWERT DER SHAOLIN, DER TODESSPEER DES SHAOLIN und ZHAO – DER UNBESIEGBARE. Das ist eine durchaus hochkarätige Auswahl. Auf der DVD Box gesellt sich dann auch noch MARCO POLO mit Alexander Fu Sheng und Richard Harrison dazu. Im Kino wurde DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS seinerzeit um fast 20 Minuten an Handlung gekürzt. Eine neue Synchronisation wurde nie erstellt, weshalb diese Passagen nur im O-Ton mit Untertiteln enthalten sind.