Mit ONE ARMED BOXER aka WANG YU – EINE FAUST WIE EIN HAMMER landete Jimmy Wang Yu auch unter Produzent Raymond Chow und Golden Harvest einen Hit. Hier schlägt er sich als einarmiger Boxer mit Rachedurst durch. Sein Weg ist dabei geplastert mit widrigen Umständen, exotischen Gegnern und angestaubten Traditionen.
Handlung
Der meisterhafte Kampfsportschüler Yu Tien Lung (Jimmy Wang Yu) steht in einer Taverne einem Gast bei, der durch eine Gang bedrängt wird. Der Gegner tritt den Rückzug an, besteht aber darauf, sich außerhalb der Stadt zu treffen, um die Sache auszudiskutieren. Wiederum ist Yu Tien Lung siegreich, allerdings werden zahlreiche Mitschüler wie auch Feinde verwundet. Der Gangster Chao Liu (Tien Yeh) nimmt dies zum Anlass, die von Meister Han Tui (Kai Ma) geleiteten Fabriken anzugreifen. Ihn selbst fordert er zum Duell. Doch Chao Lui muss hier selbst eine Niederlage einstecken. Er rekrutiert darauf Kampfsportler aus aller Welt, um der Schule von Han Tui eine Lektion zu erteilen. Tatsächlich ist der Meister nun unterlegen und Yu Tien Lung verliert im Kampf einen Arm. Doch er wird von einem anderen Meister in neuen Techniken unterwiesen und schwört nun blutige Rache…
Besprechung
Der Erfolg von DAS GOLDENE SCHWERT DES KÖNIGSTIGERS unter Regisseur Chang Cheh schien Wang Yu nachträglich geprägt zu haben. Denn auf das Motiv des einärmigen Kämpfers griff er schließlich immer gerne mal zurück. In ONE ARMED BOXER verzichtete er nun auf eine Waffe, sondern blieb beim Faustkampf (in dieser Zeit sowieso noch eher eine Seltenheit im Martial Arts Film). Und wie für viele seiner eigenen Filme typisch, konstruierte er eine dünne Story um die verschiedenen Action-Szenen herum. Derer drei große Set Pieces gibt es hier zu bewundern.
Wir haben hier das zweigeteilte Opening mit den beiden Kämpfen gegen die Gangster. Dann folgt, unterbrochen von ihrer Rekrutierung, der Aufmarsch der exotischen Meister in Han Tuis Schule. Dies ist ein großartiger, mehrteiliger Martial Arts Reigen, der viele verschiedene Kampfstile aufbietet und so für Abwechslung sorgt. Im finalen Drittel treibt der wieder genesene und durch reichliches Training gerüstete ONE ARMED BOXER seine Gegner zusammen, um sie einen nach dem anderen zu schlagen.
Jimmy Wang Yu wusste wohl schon immer, was für ihn einen guten Actionfilm ausmacht. Er bot immer zuhauf genau das, was die Zuschauer seiner Meinung nach sehen wollten – abwechslungsreiche und fantasievoll gestaltete Kloppereien. Ich denke mal, da lag er nicht ganz so falsch. ONE ARMED BOXER war seine damals dritte Regie-Arbeit und zeichnet sich schon durch einen ausgeprägten Stil, ein Auge für ansehnliche Kamera-Einstellungen und den Hang zu teils auch kuriosen Charakteren, Kampfstilen und Waffen aus. Und ja, der Film ist eine beinahe schon rastlose Aneinanderreihung mehr oder weniger spektakulärer Fights. Die Choreographie macht gut was her. Wang Yu konnte u.a. auch wieder Tien Yeh (WANG YU KENNT KEIN ERBARMEN, DIE TODESKARAWANE DER SHAOLIN) als Bösewicht in Szene setzen.
Der ONE ARMED BOXER in Deutschland
Der Film lief am 9. Mai 1974 als EINE FAUST WIE EIN HAMMER in den deutschen Kinos an, ungeschnitten und mit JK-Siegel (damals ging sowas noch). Doch wie viele andere Kung-Fu-Streifen jener Zeit gab es Ärger mit der bayrischen Justiz, wie der User Ghostly Face in der OFDb zu berichten weiß. Er erschien später von UFA auf VHS und wurde, wenig überraschend, indiziert, aber nach den üblichen 25 Jahren wieder vom Index gestrichen. Jüngst kündigte Mr. Banker Films/Cargo Records die HD-Premiere des Films im Mediabook an, das im September auf den Markt kommt.
Fazit
Wo Wang Yu hinhaut, wächst kein Gras mehr. Geile Fights gegen exotische Kontrahenten bestimmen die Szenerie. ONE ARMED BOXER gehört sicherlich zu den besten seiner Streifen in den 70ern. Und mit dem direkten Nachfolger MASTER OF THE FLYING GUILLOTINE aka DUELL DER GIGANTEN sollte er dem sogar noch einen draufsetzen. Doch dazu an anderer Stelle mehr. Wer nicht auf das Mediabook im Herbst warten möchte, sei die Veröffentlichung aus dem UK von Eureka Entertainment empfohlen. Sie enthält den Film in erstklassiger Bild- und Tonqualität, inklusive zweier Tonspuren in Englisch und in Mandarin. Aber egal, was ihr bevorzugt, O-Ton, Englisch oder deutsche Synchronisation, das ist ein Film, den Martial-Arts-Fans in ihrer Sammlung haben sollten!
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